Geboren am 25. Februar 1973 wuchs Andreas „Andi“ Babler in einer Semperit-Arbeiter:innenfamilie in Traiskirchen auf. Die HTL in Mödling beendete er ohne Matura und arbeitete daraufhin als Maschinenschlosser und Lagerarbeiter. Mit 16 Jahren engagierte er sich bei der Sozialistischen Jugend und widmete sich nach seinem Präsenz- und Militärdienst auch beruflich der Jugendorganisation. Er wurde Landessekretär der Sozialistischen Jugend Niederösterreich, 1996 Bundessekretär der Sozialistischen Jugend Österreich und später Vizepräsident der IUSY (sozialistischen Weltjugendinternationale).
Nach seinen Funktionen in der SJ arbeitete er als Schichtarbeiter in der Mineralwasserproduktion. Später war er Gemeindebediensteter in der Stadt Traiskirchen. 1995 wurde er in den Gemeinderat, danach Stadtrat und im April 2014 Bürgermeister von Traiskirchen mit dem besten Wahlergebnis der SPÖ in der Gemeinde seit 1945: 73,1 Prozent. Berufsbegleitend schloss er an der Universität Krems den Lehrgang Politische Kommunikation nach vier Semestern mit einer Abschlussarbeit zum Thema „Medien, Strategien und Kommunikation in Arbeitskämpfen am Beispiel der Semperit Traiskirchen“ ab. Bundesweit wurde er im Zuge der Fluchtbewegungen 2015/2016 bekannt. Scharf kritisierte er die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und organisierte eine Kundgebung vor dem Innenministerium „Flüchtlinge menschlich unterbringen – Massenlager abschaffen“. Mit seinem dezidierten eintreten für Menschenrechte und gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierungen gewann die SPÖ Traiskirchen Wahlen (LTW 2023 + 3,81 Prozent entgegen dem Landestrend).
In der SPÖ machte sich Babler als passionierter Redner und Verfechter der innerparteilichen Demokratisierung einen Namen. Im Juni 2015 gründete er mit Vertreter:innen der Volkshilfe, des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer:innen und der Sozialistischen Jugend die parteiinterne Initiative Kompass, zur Organisierung des linken Flügels innerhalb der SPÖ. Bei der Landtagswahl 2023 in Niederösterreich führte Andreas Babler vom letzten Landeslistenplatz aus einen Vorzugsstimmenwahlkampf und erreichte mit 21.000 die zweitmeisten Vorzugsstimmen auf der SPÖ-Landesliste und die viertmeisten insgesamt. Mit 14. April 2023 zog er in den Bundesrat ein und betonte, dass er seinen Funktionsbezug vollständig an soziale Einrichtungen spenden werde. Seit seinem Mandatsantritt gehen nun jährlich 24.000 Euro an das Volkshilfe Projekt „Mut schaffen“ zur Unterstützung von armutsbetroffenen Kindern. Den Rest seiner Bundesratsbezüge spendet Babler an regionale Projekte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und Fähigkeiten.
Der 13. Bundesparteivorsitzende der SPÖ
Am 23. März 2023 verkündete Andreas Babler seine Kandidatur für den SPÖ-Bundesparteivorsitz bei der SPÖ-Mitgliederbefragung (24. April bis 10. Mai 2023). Neben der amtierenden Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil war er der dritte Kandidat und erhielt mit 31,51 Prozent die zweitmeisten Stimmen. Bereits während der Mitgliederbefragung war er der einzige Kandidat, der bei einem knappen Ergebnis eine Stichwahl unter sämtlichen Parteimitgliedern eingefordert hatte. Babler konnte sich in diesem Punkt nicht durchsetzen. Deshalb fand eine Stichwahl zwischen ihm und dem Landeshauptmann des Burgenlandes Hans Peter Doskozil am 3. Juni 2023 am Parteitag durch 609 Delegierten statt. Eine fehlende Stimme im Gesamtergebnis führte zu einer Neuauszählung der Stimmen. Drei Tage später, am 6. Juni 2023, gab die Wahlkommission das nachgezählte Ergebnis bekannt: von 602 abgegebenen Stimmen entfielen 317 Stimmen auf Andreas Babler (52,66 Prozent) und 280 Stimmen auf Hans Peter Doskozil (46,51 Prozent), 5 Stimmen waren ungültig.
Hoffnung, Aufbruch, Perspektive
Andreas Babler war damit der neugewählte SPÖ-Bundesparteivorsitzende und stellte im Rahmen einer Comeback-Tour durch die Bezirke Forderungen nach einer verkürzten Arbeitszeit, nach gerechten Vermögens- und Erbschaftssteuern, einen Anspruch auf ein funktionierendes öffentliches Pflegesystem, auf leistbaren Wohnraum und einer Sicherung für Kinder in den Vordergrund.
Aus seiner politischen Grundorientierung mit geschichtsbewusster sozialdemokratischer Werthaltung machte Andreas Babler nie einen Hehl. Darauf in einem ZIB 2-Interview angesprochen sagte er: „Ich verstehe die Aufregung echt nicht. Marx war einer der Denker, die die Partei geprägt haben und auch das Parteiprogramm noch in vielen Bereichen.“ Er konkretisierte, dass die realpolitischen Annahmen aus dem 20. Jahrhundert übersetzt werden müssen in unsere globalisierte digitalisierte Welt. So seien mehr als 120 Jahre alte Ideen wie die Aufhebung des Privateigentums oder die Vergesellschaftung aller Produktionsmittel natürlich nicht mehr zeitgemäß.
Seine politischen Schwerpunkte liegen auf der sozialen Frage und wie Politik zeitgemäß gestaltet werden kann: die Stärke der Sozialdemokratie sieht er in aktiven starken Basisorganisationen. Mitglieder und Funktionär:innen sollten laut Babler Vertrauensleute für die Bevölkerung sein. Sie sollen den Menschen beim Lösen ihrer Alltagssorgen unterstützen. Auch Hilfe bei alltäglichen Dingen, wie beim Ausfüllen von Formularen, beim Weg auf das Gemeindeamt oder bei Ansuchen um Unterstützung sind für Babler politische Arbeit. Hilfe beim Weg auf das Gemeindeamt, beim Ausfüllen von Formularen oder beim Ansuchen um Unterstützungen sind alltägliche politische Arbeit.