Die BF („Burgenländische Freiheit“ bzw. später: „Burgenland Freizeit“) war eine burgenländische Wochenzeitung. Sie wurde im November 1921 gegründet und war bis Ende 2006 die Parteizeitung der SPÖ Burgenland.
Das neue, selbstständige Burgenland brauchte einen publizistischen Wegbegleiter: Zum Jahreswechsel 1921/22 erschienen die ersten Ausgaben der „Burgenländischen Freiheit“ als Wochenblatt der Sozialdemokraten. Sie wurde als „die BF“ wichtigste Wochenchronik für Hunderttausende Burgenländer. 1933 verboten, begleitete die BF ab 1946 den Wiederaufbau des Burgenlands und dessen Modernisierungsprozess. Sechs Jahrzehnte lang, bis sie 2006 verkauft und 2009 schließlich eingestellt wurde.
1921 – 1932: Gründung einer burgenländischen Zeitung.
Am 9. Jänner 1921 hält die Sozialdemokratische Partei des Burgenlandes ihre erste Konferenz ab – damals noch in Wiener Neustadt. Bereits auf dieser Konferenz wird die Gründung einer eigenen Zeitung diskutiert. Sie soll den Namen „Burgenländische Freiheit“ tragen.
Bis 1921 hatte die Wiener Neustädter „Gleichheit“ für Berichterstattung zu burgenländischen Ereignissen gesorgt. Die Burgenländische Freiheit sollte erstmals am 2. September 1921 erscheinen. Aufgrund der Probleme bei der Übergabe des Burgenlandes an Österreich scheitert dieses Vorhaben. Erst im November 1921 entsteht die erste Nummer der Burgenländischen Freiheit. Gedruckt wird sie mit dem Datum 19. November 1921 in Wiener Neustadt. Dort befindet sich auch die provisorische Redaktion der neu gegründeten Zeitung.
Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten erscheint die Burgenländische Freiheit anfangs nur unregelmäßig und muss im Frühjahr 1922 vorübergehend eingestellt werden. So kommt es, dass die „Wiener Zeitung“ eine Zeit lang als Sprachrohr der Sozialdemokratie im burgenländischen Wahlkampf fungiert. Ab 14. April 1922 erscheint die Burgenländische Freiheit wieder regelmäßig jeden Freitag mit einem Umfang von sechs Seiten.
Gedruckt wird die Zeitung von 1922 bis 1925 in der Wiener Druckerei „Vorwärts“. Ab 1925 wird sie wieder in Wiener Neustadt in der Druckerei Gutenberg produziert. Nachdem einige Jahre die wechselnden Parteisekretäre als verantwortliche Redakteure agieren, zeichnet mit Mitte der 1920er Hans Bögl (*1899, Landeshauptmann 1964-1966, +1974) als verantwortlicher Redakteur.
Inhaltlich setzt sich die Burgenländische Freiheit in der Hauptstadtfrage für Eisenstadt ein. Zu den wichtigsten Ereignissen in der Berichterstattung gehören die Schüsse von Schattendorf 1927: In den zahlreichen Artikeln werden die christlichsoziale Partei und die Heimwehr scharf angegriffen.
1933 – 1945: Verbot und Einstellung.
Bereits das Jahr 1933 ist gekennzeichnet durch häufiges Wechseln der verantwortlichen Redakteure. Der Druck wird nach Wien zurück verlegt und das Blatt mehrmals konfisziert. So auch am 17. März 1933. Die Staatsanwaltschaft konfisziert die Burgenländische Freiheit nach § 300 aufgrund des Leitartikels ‚Seid bereit!’ wegen Aufwiegelung. Ab April wird die Burgenländische Freiheit unter Vorzensur gestellt.
Trotz verschiedener Konfiskationen erscheint sie bis Februar 1934. Die Zeitungsartikel beschäftigen sich durchgehend mit sozialrevolutionären Themen. So ist etwa in der „Neujahrsbotschaft der Partei“ am 5. Februar 1934 zu lesen: …„wenn der Kapitalismus fällt, kann nur der Sozialismus sein Erbe sein.“ Weiters ist vom „beginnenden Jahr der Entscheidung“ die Rede – wie diese Entscheidung herbeigeführt werden soll, bleibt aufgrund eines konfiszierten Absatzes unklar.
1934 wird in ganz Österreich mit dem Verbot der Sozialdemokratie auch ihre Parteipresse verboten. Dennoch erscheint eine Nummer 1 der „Burgenländischen Freiheit, Sozialistisches Organ für das Burgenland“.
Sie wird illegal in Bratislava gedruckt. Eine Ausgabe dieser Nummer wird am 23. August 1934 in der Nähe der Zuckerfabrik in Hirm durch das örtliche Gendarmeriepostenkommando sichergestellt.
Die Zeitung enthält jedoch kein Impressum und besteht lediglich aus vier Druckseiten. Eine Nummer 2 erscheint einige Monate später, am 2. Oktober 1934; eine letzte Nummer im Februar 1935.
1946 – 1960: Der Neuanfang nach dem II. Weltkrieg.
Nach einer 11-jährigen Unterbrechung erscheint die Burgenländische Freiheit erstmals wieder am 21. Februar 1946. Gedruckt wird die neu gegründete Burgenländische Freiheit in der Druckerei „Vorwärts“ in Wien. In den ersten Monaten erscheint das Blatt donnerstags, ab 30. März 1946 am Samstag und ab 1. September desselben Jahres am Sonntag. Anfangs wird die Zeitung von Ludwig Köllner redigiert. 1947 kehrt Albin Dostal (*1896, Landesrat von 1953-56, +1971) aus der Emigration in England zurück und übernimmt die Redaktion des Blattes.
Die meisten Beiträge werden von Abgeordneten und Regierungsmitgliedern verfasst. Landeskundliche Beiträge verfasst Dr. Fritz Zimmermann, der unter dem Pseudonym ‚Pannonicus’ schreibt. Unter dem Pseudonym ‚Proton’ verfasst Anton Proksch politische Artikel. Leitartikel zeichnet Albin Dostal entweder mit seinem Namen oder mit dem Pseudonym ‚Justus’. Auch die Rubrik ‚Streiflichter’ werden mit ‚Justus’ gezeichnet und von Albin Dostal redigiert. Die Rubrik ‚Wie ich es sehe’ wird ab 1954 von Franz Probst unter dem Pseudonym ‚Barnabas’ verfasst.
Auch Hans Bögl, der ehemalige Chefredakteur des Blattes und mittlerweile Landesrat für die SPÖ, arbeitet in den Anfangsjahren in der Redaktion mit. Der Ton der Burgenländischen Freiheit ist in dieser Zeit eher gemäßigt. Obwohl das Blatt die Politik und die Einrichtungen der Sowjetunion verteidigt, wird die burgenländische KPÖ von Beginn an scharf kritisiert. Als die KPÖ die SPÖ in der Frage der Bodenreform 1949 der Verschleppung bezichtigt, werden die Angriffe heftiger.
Gegenpart und Sprachrohr der KommunistInnen ist zu dieser Zeit das Blatt „Freies Burgenland“. Ebenso ist die Regierungspolitik der ÖVP Ziel heftiger Kritik und auch der ÖVP nahe stehende Organisationen stehen im Schussfeld der Angriffe.
Was die eigenen politischen Botschaften betrifft, wird neben den von SPÖ-PolitikerInnen verfassten Beiträgen vor allem innerparteiliche Korrespondenz zu Artikeln verarbeitet. Eine wichtige Rolle spielt von Beginn an die Sportberichterstattung. Bei einer Gesamtseitenzahl von sechs bis acht Seiten wird nicht selten eine ganze Seite dem Sport gewidmet.
1961 – 2006: Zeit der Reformen.
Lange Zeit bewegen sich die Auflagenzahlen der Burgenländischen Freiheit zwischen 5.000 und 10.000 Stück. Die 1960er Jahre markieren – wie in vielen Bereichen des österreichischen Alltags – eine Wendezeit, eine Zeit der Reformen und des Aufschwungs.
So arbeitete man Mitte der 1960er Jahre umfangreiche Reformen aus: Am 10. Februar 1967 erscheint zum ersten Mal die „Neue Burgenländische Freiheit“ – die ab diesem Zeitpunkt nur noch unter der Abkürzung BF beworben wird. Weiters wird die Zeitung auf Kleinformat umgestellt, ein neues rot-schwarz-weißes Logo (erster Farbeinsatz beim Druck) entworfen und die Sportberichterstattung wesentlich ausgebaut. Dies alles führt zu einem sprunghaften Anstieg der Auflage. 1974 tritt die BF der Media-Analyse bei und erreicht burgenlandweit mehr als 75.000 Leserinnen und Leser.
Bereits damals versucht die Parteizeitung mit Reformen die journalistische Unabhängigkeit so gut wie möglich zu wahren. Ziel ist es, die erste burgenländischen Zeitung mit einem echten Redaktionsstab zu werden. Bis 1966 ist die BF, wie die meisten anderen burgenländischen Zeitungen auch später noch, ein Ein-Mann-Betrieb. Neben Chefredakteur Franz Probst wird Josef Handler (1927, LAbg. 1964-1975) zu einem wichtigen Teil der Redaktion. Gemeinsam mit Dr. Fred Sinowatz (1929, Bundeskanzler 1983-86, +2008) bemüht er sich um die Umgestaltung der Zeitung. Sinowatz gilt bereits damals als der eigentliche Chef der BF. Auch im Sportbereich wird von zwei Redakteuren auf drei aufgestockt.
Im Laufe der Jahre machte die BF einen Wandel durch: Sie wurde vom ehemaligen Funktionärsorgan zu einer Zeitung für alle BurgenländerInnen. Denn in einer Zeit, in der Rundfunk und Fernsehen kaum regionale Ereignisse im Burgenland erfassen können, erfüllt die BF eine wichtige Funktion mit der Berichterstattung über lokale Ereignisse auch abseits der Politik. Sie berichtet über Wirtschaft, Kultur und Sport des Burgenlandes und übernimmt damit eine wesentliche landespolitische Aufgabe: die Information der burgenländischen BürgerInnen.
Mit dem Aufschwung von Fernsehen und Rundfunk sowie aufgrund zahlreicher Veränderungen in der österreichischen Zeitungslandschaft geht die Auflage in den 1980er Jahren wieder zurück und pendelt sich bis zum Ende der 1990er zwischen 20.000 und 30.000 Stück ein. Die wirtschaftliche Lage der Zeitung ist zu dieser Zeit bereits prekär.
Doch anstatt der bereits besprochenen Einstellung im Jahr 1994 startet die BF unter der Leitung von Anton Schubaschitz (SPÖ Landesgeschäftsführer) mit Georg Pehm als Chefredakteur noch einmal durch. Die Anzeigenabteilung wird ausgeweitet und trotz widriger Umstände erreicht die BF im Jahr 2001 mit 105.000 ihren Höchststand an LeserInnen.
Angesichts des allmählichen Verschwindens der Parteipresse aus der österreichischen Zeitungslandschaft werden auch im Burgenland immer wieder Stimmen laut, die am Fortbestand der BF zweifeln. Die ÖVP Burgenland verkauft ihre Parteizeitung bereits im Frühjahr 2003 an das Niederösterreichische Pressehaus. Die neue BVZ orientiert sich stark an der Schwesterzeitung NÖN und wird finanziell großzügig abgesichert. Eine breit angelegte Marketingkampagne und massiver Ausbau der Lokalredaktionen der BVZ sind die Folge. Die BF kann dank langjährig aufgebauter Stärken wie der Sportberichterstattung anfangs noch gut entgegenhalten. Nicht zuletzt machen der Kaufzeitung BF aber Gratiszeitungen wie die Bezirksblätter (Moser-Holding), die seit 2000 burgenlandweit erscheinen, zu schaffen.
Nötige Reformen sind daher nach der Jahrtausendwende unumstritten, wie sich diese gestalten sollen, dazu gibt es in der Parteiführung und Redaktionsleitung jedoch unterschiedliche Vorstellungen. So verdichten sich die Gerüchte um einen möglichen Verkauf der BF. Bis zuletzt erreicht das Team rund um Chefredakteur Thomas Orovits laut Media Analyse wöchentlich mehr als 70.000 Leserinnen und Leser. Da es aber nicht gelingt, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zeitung in den Griff zu bekommen, erfolgt im Herbst 2006 die Übernahme der BF durch die Leykam Medien AG. Wird im Vorfeld der Übernahme von einem Ausbau der Redaktion und einem verstärkten Auftreten im Internet gesprochen, sind es mit Ende des Jahres 2006 vor allem die SportredakteurInnen die ihren Hut nehmen müssen: Mit dem Abgang von rund 30 MitarbeiterInnen verliert die BF ein Herzstück ihrer Erfolgsgeschichte. Der Jahreswechsel 2006/2007 markiert somit das Ende einer 85-jährigen Zeitungsgeschichte. Die BF wird als letzte, eigenständige Partei-Wochenzeitung eingestellt.
2007-2009: BF wird Burgenland Freizeit
Mit der Übernahme durch die Leykam Medien AG wird aus der Burgenländischen Freiheit die unabhängige Burgenland Freizeit. Zwar setzt man anfangs noch auf die bewährten MitarbeiterInnen, steigert jedoch kontinuierlich den Druck auf die Redaktion.
Mehrere Personalrochaden auf Ebene der Geschäftsführer und Chefredakteure tragen nicht unbedingt zur Festigung des Teams bei. Immer wieder werden Seitenkonzept, Layout und Produktion umgeworfen, Druckorte verlegt und Erscheinungstermine verschoben.
So erscheint die BF ab 2007 burgenlandweit wöchentlich als Gratiszeitung mit einer Auflage von rund 120.000 Stück. In den etwas mehr als zwei Jahren, in denen die BF als Burgenland Freizeit noch erscheint, kehrt keine Ruhe in den Betrieb ein – auch der Erfolg bei den Umsätzen bleibt aus. Nach nur einer Nummer im Jänner wird im Jahr 2009 die Produktion der BF endgültig eingestellt.
(Quellenangabe: Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung des Vereins „Freunde der BF“ von der Webseite www.bf-archiv.at übernommen )