Schattendorf und das „Schandurteil“

Am 30. Jänner 1927 ermordeten reaktionäre Kräfte im burgenländische Schattendorf einen Kriegsinvaliden und ein Kind

Der kleine Ort Schattendorf an der ungarischen Grenze war im Jahr 1927 sozialdemokratisch dominiert. Dass Mitglieder der rechtsradikalen, von Ungarns Horthy-Regime unterstützten Frontkämpfervereinigung am 30. Jänner 1927 eine Versammlung abhalten wollte, empfand man daher als Provokation und setzte am selben Tag eine Versammlung des Republikanischen Schutzbundes an. Die Frontkämpfer befanden sich hoffnungslos in der Unterzahl und so gelang es den SozialdemokratInnen, sie in Richtung Mattersburg zu vertreiben.

Nachdem die Angehörigen des Schutzbundes in den Ort zurückgezogen waren, drangen einige von ihnen in den Hof und die Küche des Gasthofes Tscharmann ein, in dem das Treffen der Frontkämpfervereinigung stattgefunden hatte und sich noch einige ortsansässige Mitglieder aufhielten. Dem Inhaber Josef Tscharmann gelang es, die Eindringlinge mit Gewehrschüssen zu vertreiben, doch von einem Fenster des neben dem Gasthaus gelegenen Wohnhauses aus, eröffneten drei der Männer das Feuer auf eine Menge von weiterziehenden Schutzbündlern. Acht Personen, fünf davon schwer, wurden verletzt und der achtjährige Josef Grössing sowie der kroatische Kriegsinvalide Matthias Csmarits wurden getötet. Am Tag der Beisetzung der Opfer riefen die sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften zum 15-minütigen Generalstreik auf. Der Freispruch der Täter führte am 15. Juli zum Justizpalastbrand.

Schattendorf Tatwaffe Heeresgeschichtliches Museum (Foto Wikimedia Commons)
Schattendorf Tatwaffe Heeresgeschichtliches Museum (Foto Wikimedia Commons)