Das Symbol der drei Pfeile hatte seinen Ursprung im Kampf der Arbeiter:innenbewegung und der Sozialdemokratie gegen Faschismus und Nationalsozialismus in den 1930er Jahren. Es geht ursprünglich auf den Entwurf von Sergej Tschachotin und Carlo Mierendorf von 1932 zurück. Es diente in der Weimarer Republik der politisch-ikonischen Straßenpropaganda. Auch in der österreichischen Sozialdemokratie wurde das Symbol rezipiert.
Die drei Pfeile wurden das Symbol der Ende 1931 gegründeten „Eisernen Front“. Dieses politische Bündnis setze sich aus Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (= politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik), Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB), Allgemeinen freien Angestelltenbund (Afa-Bund), SPD und Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB) zusammen. Der grafische Entwurf geht auf den im deutschen Exil lebenden russischen Sozialdemokraten Sergej Tschachotin (1883–1973) und dem SPD-Abgeordneten Carlo Mierendorf (1887–1943) zurück.
Im Jahr 1932 stellten beide das neue Kampfsymbol vor und begründeten es massenpsychologisch: „Eine erfolgreiche Propaganda darf nicht auf Zufall beruhen und sich als Ziel die Beeinflussung nur dieses oder jenes Triebes setzen, sondern sie muss danach trachten, alle wesentlichen Triebe der menschlichen Seele in gewollte Schwingungen zu versetzen …“ Bei der Reichstagswahl im November 1932 wurden die drei Pfeile im Wahlkampf als Symbol der Einheit der Anhänger der demokratischen Republik gegen den reaktionären Konservatismus, die NSDAP und die KPD gerichtet. Die grafisch einfachen Pfeile waren leicht reproduzierbar. Sie zeigten heraldisch von links oben nach rechts unten und sollten im Straßenkampf dazu dienen, das Hakenkreuz zu übermalen und somit „durchzustreichen“. Sie standen sowohl für die Begriffe Aktivität, Disziplin und Einigkeit als auch für Partei, Gewerkschaft und Wehrverband. Von Anfang an gab es „werbetechnische“ Kritik daran: „Ein psychologischer Fundamentalfehler“ (Seidels Reklame). Die drei Pfeile seien als passives Abwehrsymbol interpretierbar, das nach unten und nicht nach „vorwärts“ führe.
„Trutzzeichen“ der SDAP
In der österreichischen Sozialdemokratie wurde das Symbol sehr schnell als „Trutzzeichen“ rezipiert. Am 8. August 1932 beschloss der Parteivorstand der SDAP auf Vorschlag von Otto Felix Kanitz (1894–1940) die drei Pfeile als politisches Symbol zu übernehmen. In der gängigsten Interpretation richteten sich die „drohenden Drei“ bei der SDAP als Parole „gegen Kapitalismus, gegen den Faschismus und gegen die Reaktion“. Das „wehrhafte Proletariat“ führe im „neuen Zeichen“ den „alten Kampf“. In den Jahren des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus wurden die drei Pfeile zum Widerstandssymbol der illegalen Revolutionären Sozialisten. Auch nach 1938 spielten sie im Widerstand eine Rolle als Übermalung des Hakenkreuzes und als Symbol der Hoffnung. So schrien die Arbeiter-Zeitung 1945: „In der opferreichen Zeit der Unterdrückung durch den heimischen und reichsdeutschen Faschismus wurden sie von den mutigen revolutionären Sozialisten ständig auf Flugblättern gedruckt, durch Streuzettel verbreitet, auf Mauern und Planken gemalt und zu besonderen Anlässen etwa zur Feier des 1. Mai als weithin sichtbares Leuchtfeuer getragen.“
Nach 1945 wurden die drei silbernen Pfeile bei der Gründung der Sozialistischen Partei Österreichs grafisch durch den roten Ring, der die Parteieinheit von Sozialdemokraten und Revolutionären Sozialisten darstellen sollte, ergänzt. Auch die inhaltliche Symbolik erweiterte sich zur „Einheit der industriellen, landwirtschaftlichen und geistigen Arbeiter:innen“. Nach dem mörderischen Regime des „Dritten Reiches“ wurden die drei Pfeile zum offiziellen Widerstandszeichen der SPÖ und sind bis heute ein beliebtes Abzeichen.
Literatur: Sergeĭ Chakhotin/Carlo Mierendorff, Grundlagen und Formen politischer Propaganda.Herausgegeben vom Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Magdeburg 1932 // Seidels Reklame, Nr. 8, 1932 // Sitzungsprotokolle Parteivorstand, 8.8.1932 (VGA) // Arbeiter-Zeitung, 30.9.1932 // Arbeiter-Zeitung, 29.9.1932 // Burgenländische Freiheit, 28.8.1932 // Arbeiter-Zeitung, 15.9.1945 // Karl Rohe, Das Reichsbanner Schwarz Rot Gold. Ein Beitrag zur Geschichte und Struktur der politischen Kampfverbände zur Zeit der Weimarer Republik, Düsseldorf 1966 // Josef Seiter, Blutigrot und silbrig hell … Symbolik und Agitation der frühen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Österreich, Wien-Köln 1991..