Die erste Frau an der Spitze der SPÖ
Ein historischer Schritt gelang am 22. September 2018 Pamela Rendi-Wagner: Sie wurde im SPÖ-Parteipräsidium zur ersten Parteivorsitzenden designiert. Gewählt wurde sie am 44. Ordentlichen Bundesparteitag in Wels am 24. November 2018 mit 97,81 Prozent der Delegiertenstimmen.
Geboren wurde Pamela Rendi-Wagner (geb. Wagner) am 7. Mai 1971 in Wien. Sie wuchs im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten in der Per-Albin-Hansson-Siedlung auf. 1996 promovierte sie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und spezialisierte sich im Bereich Tropenmedizin. Sie etablierte ein Netzwerk zur flächendeckenden epidemiologischen Überwachung wichtiger Infektionskrankheiten als deren Projektleiterin und habilitierte sich 2008 zum Thema „Prävention durch Impfungen“ in Wien. Als Wissenschaftlerin und Gastprofessorin (z. B. im Department of Epidemiology and Preventive Medicine an der Universität Tel Aviv) war sie hauptsächlich in Wien und in internationalen Forschungskontexten tätig.
Von 2011 bis 2017 arbeitete sie im Gesundheitsministerium (Sektion III, Öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten), bevor sie am 8. März 2017 selbst als Ministerin für Gesundheit und Frauen bestellt wurde (SPÖ-ÖVP-Regierung unter Bundeskanzler Christian Kern). Nach dem Regierungswechsel und der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 gehörte sie dem Nationalrat als Abgeordnete an und war 2017 bis 2019 Gesundheitssprecherin der SPÖ. In der darauffolgenden Gesetzgebungsperiode war sie außenpolitische Sprecherin der SPÖ (2019 bis 2023).
Einer ihrer politischen Schwerpunkte war der Nichtraucher:innenschutz, der 2019 zu einem Rauchverbot in der Gastronomie führte. Bei den Nationalratswahlen 2019 (29. September) erreichte die SPÖ 21,18 Prozent. Eine Befragung der Parteimitglieder in Verbindung mit einer Vertrauensfrage (März/April 2022) brachte ihr bei einer Mitgliederbeteiligung mit 41,3 Prozent Wahlbeteiligung eine Zustimmung von 71,4 Prozent.
Im März 2023 begann in der SPÖ eine Diskussion um den Parteivorsitz, der in eine Mitgliederbefragung und einen außerordentlichen SPÖ-Bundesparteitag mündete. An der Mitgliederbefragung 2023 nahmen 106.952 Mitglieder teil: Hans Peter Doskozil erhielt 33,68 Prozent, Andreas Babler 31,51 Prozent und Pamela Rendi-Wagner 31,35 Prozent der Stimmen. Von Anfang an hatte Pamela Rendi-Wagner festgehalten, dass sie sich aus der Politik zurückziehen werde, sollte sie in der Abstimmung nicht den ersten Platz erreichen. Am ao. Bundesparteitag wurde in einer Stichwahl Andreas Babler zum Bundesparteivorsitzenden gewählt. Pamela Rendi-Wagner schied mit Ende Juni 2023 aus dem Nationalrat aus.
SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner kommentierte die Entscheidung des SPÖ-Parteipräsidiums am 22. September 2018 wie folgt:
“Dass die österreichische Sozialdemokratie zum 130. Geburtstag erstmals eine Frau an der Spitze haben wird, ist ein wichtiger Schritt.”
Pamela Rendi-Wagner über sich selbst:
“Ich bin ein Kind der 70er, aufgewachsen im Gemeindebau im 10. Wiener Gemeindebezirk mit einer jungen, alleinerziehenden Mutter. Das war eine prägende Zeit. Mit Erfahrungen, die mich gelehrt haben, dass ich nicht will, dass unsere Gesellschaft einfach akzeptiert, dass Geburt und Herkunft über Chancen auf Bildung, Gesundheit, Lebenserwartung entscheiden.”