Viele Reformen der Ära Kreisky spielten sich im Bildungsbereich ab. Besonders wichtig hierfür war die Schaffung eines neuen Ministeriums: das Ministerium für Wissenschaft & Forschung. Durch die Schaffung eines eigenen Ressorts wird gezeigt, dass ein bestimmter Bereich der Regierungsarbeit hohe Priorität hat. So ist es etwa auch kein Zufall, dass die schwarz-blaue Regierung das Frauenministerium abgeschafft hat, Frauenpolitik war offensichtlich kein besonders großes und eigenständiges Thema für ÖVP & FPÖ.
Kreisky selbst äußerte sich im Interview mit der Arbeiterzeitung folgendermaßen zur Gründung des neuen Ministeriums:
„Im Bereich der Bildung sind so viele Aufgaben zu bewältigen, daß es in der Vergangenheit gar nicht möglich war, alle diese wichtigen Fragen zu behandeln. Fast überall in den demokratischen Staaten Europas gibt es heute schon Ministerien für Wissenschaft und Forschung, weil eben Wissenschaft und Forschung so wichtig sind, daß sie eines eigenen Ministers bedürfen um gefördert zu werden.“
Erste Wissenschaftsministerin und erste sozialdemokratische Ministerin überhaupt, war Hertha Firnberg. In ihre Amtszeit (1970-1983) fielen viele wichtige Reformen im Universitätsbereich: Abschaffung der Hochschultaxen, Demokratisierung der Hochschulen, verstärkte Öffnung der Unis für ArbeiterInnenkinder und Frauen, etc. Sie selbst hat die diskriminierende Prüfungsordnung, die damals an den Hochschulen herrschte, am eigenen Leib erfahren: Ein Professor am Juridicum weigerte sich schlicht Frauen zu prüfen. Da es keine frei Wahl des Prüfers gab bedeutete das, dass sie ihr Studium beenden musste. Mit dem Universitätsorganisationsgesetz von 1975 ist eine einzigartige Demokratisierung gelungen. Einerseits wurden die direkten Mitspracherechte durch direkte Wahl der Vertretung gestärkt, andererseits wurde die Willkür der Professorenkurie eingeschränkt. Viele diese Errungenschaften wurden durch Schwarz-Blau wieder abgeschafft, auch das eigenständige Wissenschaftsministerium wurde mit dem Bildungsministerium zusammengelegt und war von 2007 bis 2013 wieder ein eigenständiges Ministerium.