Die Löwelstraße

Wenn man heute „die Löwelstraße“ sagt, dann bezeichnet man damit nicht nur einen Ort, eine x-beliebige Wiener Straße im 1. Bezirk. Man meint das Haus Löwelstraße 18 und damit die „Sozialdemokratische Partei Österreichs“. „Die Löwelstraße“ wurde seit 1945 zu einem Synonym für die SPÖ und zu einem Wahrzeichen in der politischen Landschaft Österreichs.

Woher hat die Löwelstraße ihren Namen? Die Löwelstraße war die Straße hinter der Löwelbastei. Die Löwelbastei war Teil der Befestigungsanlage Wiens. Sie bekam ihren Namen nach Hans Christoph Löbl. Er kommandierte 1629 bis 1638 die Wiener Stadtguardia, eine Vorgängertruppe der Wiener Polizei. Hans Christoph Löbl und seinem Sohn Bernhard war diese Bastei zur Nutzung überlassen worden. Im 18. Jahrhundert wurde aus Löblbastei dann Löwelbastei und dahinter gab es die Löwelstraße.

Ihr heutiges Aussehen bekam die Löwelstraße in den siebziger Jahren des 19. Jahrhundert. Beim Bau der Ringstraße wurde die Löwelbastei abgerissen. Es wurden das Burgtheater, der Volksgarten und vornehme Zinshäuser, also Häuser mit Mietwohnungen, errichtet, darunter auch das Haus Löwelstraße 18. Dessen Architekt war Carl Schumann, der für viele Nobelwohnhäuser im Bereich der Ringstraße planerisch tätig war.

Der Sitz der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) war bis zu ihrem Verbot 1934 das Vorwärts-Haus im fünften Bezirk auf der Rechten Wienzeile 97. Heute ist dort der „Verein für die Geschichte der Arbeiterbewegung“ und die „Stiftung Bruno Kreisky Archiv“ beheimatet.

Vorwärts-Haus und Löwelstraße

Nach Ende des 2. Weltkrieges und der Nazi-Diktatur wurde die Partei am 14. April 1945 als „Sozialistische Partei Österreichs (Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten)“ von ehemaligen Funktionären der SDAP im Rathaus wieder gegründet. Wenige Tage später wurde das Zentralsekretariat – heute Bundesgeschäftsstelle – der SPÖ im einstigen Gewerkschaftshaus in der Ebendorferstraße 7 provisorisch eingerichtet.

Im Juni 1945 bezog die Wiener Landesorganisation der SPÖ den ersten Stock in der Löwelstraße 18, das Zentralsekretariat – heute Bundesgeschäftsstelle – der SPÖ bezog im Juli den 2. Stock. Die Löwelstraße ist also nicht nur der Sitz der Bundespartei, sondern auch der Landesorganisation Wien der SPÖ.

Büro des Bundesparteivorsitzenden und Sitzungssaal Löwelstraße

Seither hat auch der Bundesparteivorsitzende sein Büro hier. Anschließend an sein Büro befindet sich der Sitzungssaal, in dem schon so manche wichtige Entscheidung gefallen ist. Er wird aber nicht nur für Sitzungen genutzt, sondern etwa auch für Pressekonferenzen.

Sehr oft war die Löwelstraße bei Wahlen auch Sitz der Wahlkampfzentrale der SPÖ und stand dann am Wahlabend, nachdem die Ergebnisse feststanden, im Mittelpunkt öffentlichen Interesses. Der Sitzungssaal lieferte nach der geschlagenen Wahlschlacht den Hintergrund für die ersten Stimmungsbilder aus der Parteizentrale der SPÖ.

Jubel nach den ersten Hochrechnungen – Sitzungssaal Löwelstraße am 1. Oktober 2006

Es wurde auch Tradition, Wahlsiege vor der Löwelstraße gemeinsam zu bejubeln und Wahlniederlagen gemeinsam zu betrauern. Und es ist auch der Ort, wo traditionellerweise die Kundgebungen zum Ende eines Wahlkampfes stattfinden. So etwa auch Ende September 2006, als die SPÖ zu einem Endspurt-Fest ins Festzelt vor der Löwelstraße einlud. Diese Veranstaltungen dienen immer dazu, nach einer langen Wahlauseinandersetzung noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren und allen klar zu machen, dass die SPÖ bis zum Wahltag um jede einzelne Stimme kämpft. Weil es immer darum geht, Österreich fairer, sozialer und moderner zu gestalten.

Löwelstraße, Wahlfeier 2008
Das Paradeisgartl auf der Löwelbastei, Anton Paterno: Wien und seine Umgebung, Mitte 19. Jahrhundert
Das Paradeisgartl auf der Löwelbastei, Anton Paterno: Wien und seine Umgebung, Mitte 19. Jahrhundert